Neuer internationaler Bericht: Lebensmittelsysteme überschreiten planetare Grenzen

Anfang Oktober veröffentlichte die EAT-Lancet-Kommission den Bericht „Healthy, Sustainable, and Just Food Systems” (Gesunde, nachhaltige und gerechte Lebensmittelsysteme). Der Bericht baut auf dem einflussreichen EAT-Lancet-Bericht aus dem Jahr 2019 auf, in dem die Planetary Health Diet vorgestellt wurde, und ist die bislang umfassendste wissenschaftliche Analyse globaler Lebensmittelsysteme.

Die Analyse zeigt, dass Lebensmittelsysteme weltweit eine zentrale Rolle sowohl bei Gesundheitsproblemen als auch bei Umweltproblemen spielen, aber auch, dass Veränderungen möglich sind.

 

Wichtigste Ergebnisse

  • Eine Umstellung auf gesündere Ernährungsgewohnheiten könnte weltweit bis zu 15 Millionen vorzeitige Todesfälle pro Jahr verhindern.
  • Lebensmittelsysteme sind für etwa 30 % der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich.
  • Weniger als 1 % der Weltbevölkerung lebt derzeit in einem sogenannten „sicheren und gerechten Raum”, in dem Ernährungssicherheit und planetarische Grenzen im Gleichgewicht sind.
  • Die reichsten 30 % der Weltbevölkerung verursachen mehr als 70 % der lebensmittelbezogenen Umweltbelastungen, während weltweit mehr als 1 Milliarde Menschen unterernährt bleiben.

 

Planetarische Grenzen unter Druck

Lebensmittelsysteme sind der größte Verursacher der Überschreitung von fünf planetarischen Grenzen – Klimawandel, Verlust der biologischen Vielfalt, Landnutzung, Süßwasserverbrauch und Nährstoffverschmutzung sowie neue Stoffe – und bilden damit einen wichtigen Hebel für Veränderungen.

 

Auch ohne fossile Brennstoffe besteht Erwärmungsrisiko

Der Bericht warnt davor, dass selbst bei einem vollständigen weltweiten Ausstieg aus fossilen Brennstoffen die Ernährungssysteme die Erderwärmung immer noch über die 1,5 °C-Grenze hinaus treiben könnten. Dies unterstreicht die Notwendigkeit, die Lebensmittelproduktion und den Lebensmittelkonsum integral in die Klima- und Nachhaltigkeitspolitik einzubeziehen.

Johan Rockström, Co-Vorsitzender der Kommission und Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, erklärt:

„Was wir auf unseren Teller legen, kann Millionen von Leben retten, Emissionen drastisch senken, den Verlust der biologischen Vielfalt stoppen und zu einem gerechteren Lebensmittelsystem beitragen.“

 

Soziale Gerechtigkeit als Rahmenbedingung

Nach Ansicht der Kommission sind nachhaltige Lebensmittelsysteme untrennbar mit sozialer Gerechtigkeit verbunden. Weltweit verdient fast ein Drittel der Menschen, die in Lebensmittelsystemen arbeiten, weniger als einen existenzsichernden Lohn.

Shakuntala Haraksingh Thilsted, Co-Vorsitzende der Kommission, betont:

„Die Transformation muss über die Produktion ausreichender Kalorien hinausgehen. Sie muss das Recht auf Nahrung, faire Arbeit und eine gesunde Umwelt für alle gewährleisten.“

 

Die Rolle der Planetary Health Diet

Wie schon 2019 spielt die Planetary Health Diet eine zentrale Rolle. Diese Ernährungsweise – reich an Gemüse, Obst, Hülsenfrüchten, Nüssen und Vollkornprodukten, mit begrenzten Mengen an tierischen Produkten – verbessert die Gesundheitsergebnisse und verringert die ökologischen Auswirkungen der Ernährung. Gleichzeitig stellt die Kommission fest, dass eine Ernährungsumstellung allein nicht ausreicht und dass Maßnahmen entlang der gesamten Lebensmittelkette erforderlich sind.

Walter C. Willett, Co-Vorsitzender der Kommission, formuliert dies wie folgt:

„Die Planetary Health Diet ist gut für Mensch und Planet, aber echte Veränderungen erfordern Maßnahmen im gesamten System.“

 

Große gesellschaftliche Gewinne möglich

Die Analyse zeigt, dass eine grundlegende Umgestaltung der Ernährungssysteme durch bessere Gesundheit, wiederhergestellte Ökosysteme und größere Klimaresilienz jährlich bis zu 5 Billionen Dollar an gesellschaftlichem Nutzen bringen kann – bei relativ geringen Investitionen von 200 bis 500 Milliarden Dollar pro Jahr.

 

Acht Lösungsansätze für Veränderungen

Die Kommission präsentiert acht miteinander verbundene Lösungsansätze, die zusammen einen praktischen Rahmen für Regierungen, Unternehmen und zivilgesellschaftliche Organisationen bilden:

  • Schutz und Förderung traditioneller, gesunder Ernährungsgewohnheiten
  • Schaffung zugänglicher und bezahlbare Lebensmittelumgebungen, die gesunde Entscheidungen fördern
  • Anwendung nachhaltiger Produktionsmethoden, die Kohlenstoff speichern, die biologische Vielfalt stärken und die Wasserqualität verbessern
  • Stopp der Entwaldung und Umwandlung intakter Ökosysteme für die Landwirtschaft
  • Reduzierung von Lebensmittelverlusten und -verschwendung entlang der gesamten Wertschöpfungskette
  • Verbesserung der Arbeitsbedingungen und Gewährleistung existenzsichernder Löhne in Lebensmittelsystemen
  • Stärkung der Mitbestimmung und Vertretung der Arbeitnehmer in der Lebensmittelkette
  • Schutz und Anerkennung marginalisierter Gruppen

Zusammen bieten diese Lösungsansätze eine Grundlage für die Arbeit an einem gesunden, gerechten und zukunftsfähigen Lebensmittelsystem.

 

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Lesen Sie den vollständigen Artikel und Hintergrundinformationen auf EAT:
https://eatforum.org/update/eat-lancet-commission-warns-food-systems-bre...

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